Saisonkennzeichen am Wohnmobil – ja oder nein?

 

Wir fahren seit Oktober 2010 ein eigenes Wohnmobil. Natürlich stand für uns von Anfang an fest, dass wir das Wohnmobil das ganze Jahr über angemeldet lassen wollten. Ein Saisonkennzeichen für das Wohnmobil, war daher kein Thema. Gut, wenn man das Wohnmobil erst am 20. Oktober bekommt, ist eigentlich klar, dass man es nicht Ende Oktober wieder abmeldet. Außerdem hatten wir, aus unserer unersättlichen Euphorie heraus geplant, nur noch unterwegs zu sein. Soviel zur Theorie….

Im Oktober werden die Tage bekanntlich kürzer und die Nächte auch schon wesentlich kälter. Aber unsere Euphorie war einfach so unermesslich.

Die Jungfernfahrt führte uns nach Texel. Die Saison auf Texel endet allerdings am 31. Oktober, sodass unsere Reise spontan zum Tropical Island weiter ging. Die Ferien in NRW waren letztendlich noch nicht beendet und wir hatten alle wahnsinnigen Spaß an dem Wohnmobil. Und eine Menge Euphorie …

Der Spaß war zunächst eingeschränkt, als ein polnischer Landmann, auf dem Weg zum Tropical Island, in unser neues Wohnmobil krachte, weil er sich im Stau einen Kaffee einschütten wollte.

Und die Firma TRUMA haben wir bereits kurz nach unserem ersten Trip kennengelernt: Unsere neue Heizung ist ausgefallen. Die musste nun komplett ausgetauscht werden 🙁 !

Der Härtefall war im Dezember 2010, als der beste Freund meines himmlischen Göttergatten in Berlin heiraten wollte und mein himmlischer Göttergatte Trauzeuge sein sollte. Die Hochzeit war nicht das Problem, sondern das Wetter!

Zur Erinnerung:

Der Winter 2010 war der kälteste Winter seit 1969! Die Temperaturen waren teilweise -20 Grad. Dementsprechend war auch der Schneefall.

Da wir noch nicht einschätzen konnten, wie kalt es tatsächlich im Wohnmobil bei solchen Temperaturen wird, haben wir uns sicherheitshalber einen Heizlüfter angeschafft. Damit wir diesen auch betreiben konnten, stand für uns fest, dass wir die Zeit in Berlin nicht autark verbringen wollten und auch nicht konnten. Die Wahl fiel somit auf einen Stellplatz in Berlin-Kladow, da unsere Freunde auch in dem Bezirk wohnten. Winterreifen mussten auch noch her. Waren ja nur schlappe sechs neue Reifen, die wir brauchten. Teurer Spaß…

An eine Außenisolierung für das Fahrerhaus haben wir überhaupt keinen Gedanken verschwendet. Auch nicht daran, ob unser Wasserbehälter für diese Minustemperaturen geeignet ist.

Und dann kam die Praxis:

Wie bescheuert muss man sein, um bei solchen Temperaturen mit einem nicht winterfesten Wohnmobil unterwegs zu sein? 😀 Na ja, die Sache mit der Euphorie….

Sämtliche Kältebrücken, wie Fenster, Fahrerkabine, Tür und auch den Fußboden haben wir kennengelernt! Verzweifelt haben wir versucht, diese Kältebrücken mit entsprechenden Decken abzudichten. Die Fenster im Fahrerhaus wurden mit Thermomatten ausgestattet. Isolierend waren diese allerdings nicht. Die Kälte drang weiterhin ein. Der Heizlüfter versuchte seinen Sinn und Zweck nach bester Möglichkeit zu erfüllen. Ins Bett sind wir mit Jogginganzug und gefühlten 15 Paar Socken gegangen. Der Heizlüfter blieb an!

Spätestens am nächsten Morgen haben wir erfahren, was es bedeutet, ein Sommerfahrzeug zu fahren, was nicht über einen doppelten Boden oder eine doppelwandige Isolierung verfügt. Nein, es hingen keine Eiszapfen von der Decke, aber das Wasser war eingefroren! Zum Glück war der Frostwächter aktiv und es blieb kein Schaden am Fahrzeug zurück.

Der Blick aus dem Fester wurde auch nicht besser. Draußen ist ein Wasserschlauch vom Stellplatz geplatzt. Wir standen direkt auf eine nette, aber spiegelglatte Eisschicht. Die Stellplatzbetreiber kämpften gegen dieses Eis-Chaos mit Tonnen von Streusalz an.

Wir zogen uns an, bestellten ein Taxi und fuhren erst einmal zu Hochzeit.

Obwohl uns vor der nächsten Nacht schon etwas graute, haben wir diese besser überstanden, als die Nacht davor. Der nächste Morgen gab jedenfalls nicht mehr so viele Überraschungen her, wie der letzte Morgen. Wir waren ja vorbereitet 😉 .

Wir haben, als absolute Greenhörner unter den Womolisten, in den ersten 3 Monaten mit unserem Wohnmobil so viel Erfahrung sammeln „dürfen“, auf denen wir gerne verzichtet hätten.

Mein Fazit aus dieser Erfahrung:

Wir sind, zumindest mit dem RIMOR Koala 45, mit dem Wintercamping durch! Das Wohnmobil wurde zum nächsten Winter in den Winterschlaf geschickt und von November bis März/April abgemeldet.

Die Abmeldung erfolgte von November 2011 bis Ende März 2012. Da für uns feststand, dass wir dieses Wohnmobil weiterhin in den Winterschlaf schicken werden, haben wir direkt auf Saisonkennzeichen umgemeldet.

Die Kosten für das Saisonkennzeichen betrugen 27,- €, plus Nummernschilder in Höhe von 30,- €, da unser Nummernschild nicht geeignet war.

Im März 2015 haben wir ein tolles Angebot erhalten und das Sommer-Wohnmobil gegen ein neues, wintertaugliches Wohnmobil eingetauscht. Das neue Wohnmobil haben wir nicht als Saisonfahrzeug angemeldet, da wir dieses Jahr eigentlich in den Winterurlaub wollten. Eigentlich! Hat nämlich aus gesundheitlichen Gründen in diesem Winter nicht geklappt. Daher bin ich wieder zum Straßenverkehrsamt geflitzt und habe es zu 01.12.2015 abgemeldet. Und dabei hätte man im Winter 2015/2016 so toll fahren können. Dieser Winter gehörte zu den fünf mildesten Winter seit der Wetteraufzeichnung. Echt super! Unser allererster Winter mit einem Wohnmobil (2010) war der härteste Winter seit 1969 und wir haben uns da „durchgekämpft“. Der jetzige Winter war der mildeste Winter und wir konnten nicht „on the Road“ sein 🙁 .

Zwischenzeitlich habe ich mich jetzt, kurz vor Beginn der Campingsaison, mit dem Thema „Wohnmobilversicherung“ auseinander gesetzt. Da wir unsere Versicherung rechtzeitig gekündigt hatten, bestand die Möglichkeit, es bei Neuanmeldung auch woanders zu versichern. Diese Möglichkeit habe ich intensiv genutzt. Außerdem habe ich dabei bemerkt, dass Wohnmobilversicherung nicht gleich Wohnmobilversicherung ist. Es war nur eine Kleinigkeit, die jedoch sehr teuer werden könnte, wenn es eintritt: Das Abschleppen! Unser Wohnmobil muss, aufgrund seiner Höhe von 3,1m und bei 4,2t, als LKW abgeschleppt werden. In unserer letzten Versicherungspolice war dies nicht abgedeckt. Ich habe mich daraufhin wieder an eine Wohnmobilversicherung gewendet, wo ich auch weiß, dass die sich mit Wohnmobilen auskennt: der KRAVAG. Versichert über die RMV. Leider gibt es nicht viele Versicherer, die sich tatsächlich mit der Versicherung von Wohnmobilen auskennt. Bei der RMV (Kravag) zahlen wir zwar jetzt geringfügig mehr, aber dafür sind wir bei den Leistungen abgesichert. Und mit geringfügig meine ich wirklich geringfügig. Wir sprechen hier über 50 € mehr im Jahr. Ein Abschleppdienst für LKWs würde uns wesentlich mehr kosten! Bei den Versicherungen ist demnach auch  ein Kosten-Nutzungs-Faktor zu berücksichtigen.

Und da ich mich mit dem Thema Wohnmobilversicherung mal wieder auseinander gesetzt habe, kam auch das Thema Saisonkennzeichen auf. Viele Versicherungen bieten mittlerweile sogar Prämien für Saisonkennzeichen an.

Des Weiteren sollte man Versicherungstechnisch wissen, dass Haftpflicht und Kasko auch in der Betriebspause bei einem Saisonkennzeichen, als sogenannte Ruhensversicherung, weiter laufen. Wird das Fahrzeug gestohlen, zahlt die Versicherung. Das Gleiche gilt z.B. bei einem Brand. Bei der Abmeldung endet die Kasko, sie zahlt dann weder bei Diebstahl noch bei Beschädigung. Die Haftpflicht läuft als sogenannte Ruhensversicherung ein Jahr ohne Prämie weiter.

Wir waren wirklich leichtsinnig, dass wir unser Wohnmobil einfach abgemeldet und es für diese Zeit in die Garage gestellt haben. Wir hatten in dieser Zeit nämlich keinen Kasko-Schutz! Unser Wohnmobil steht in einer Großraum- oder auch Sammelgarage. Diese Garage ist von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr frei zugänglich. Wie leicht hätte man es stehlen können? Und da hätte uns auch kein HEO-Safe oder Safe-Door (oder was wir sonst noch für abschreckende Maßnahmen am Wohnmobil eingebaut haben) geholfen. Auch ein Brand ist nicht auszuschließen. In dieser großen Sammelgarage stehen ca. 400 Fahrzeuge – Wohnmobile, Caravans, Boote. Alle haben Propangas an Bord….

Sollten wir nächsten Winter, aus welchem Grund auch immer, kein Wintercamping machen können, werde ich es nicht wieder abmelden. Das Risiko ist mir wahrlich viel zu hoch. Auch, wenn wir die Versicherungsbeiträge für diesen Zeitraum „umsonst“ zahlen müssen. Umsonst wäre es schließlich nicht, da wir dafür den Kasko-Schutz behalten. Gegebenenfalls werden wir zu dem Zeitpunkt erneut darüber nachdenken von März bis Oktober oder November auf Saisonkennzeichen umzusteigen.

Wir haben mit vielen im Vorfeld ein Quätschchen darüber gehalten, ob Saisonkennzeichen ja oder nein. Die, die kein Saisonkennzeichen haben, jedoch im Winter abmelden, sagen oft, dass sie „flexibel“ sein wollen. Sie möchten es ab- und anmelden, wie die Wetterlage und ihre Stimmung das zulassen.

Die sogenannte „Flexibilität“ beim an- und abmelden ist, meiner Meinung nach, dabei völlig irrelevant. Man sollte auch auf den Versicherungsschutz schauen!

Die Frage, ob Saisonkennzeichen ja oder nein, muss man demnach individuell selber für sich entscheiden.

Habt ihr ein reines Sommerfahrzeug, ohne doppelten Boden usw., dann rate ich auf jeden Fall zu einem Saisonkennzeichen. Tut es euch nicht an, einen Winterurlaub damit zu machen. Versucht es gar nicht erst. Seit nicht so bescheuert wie wir 😀 . Es lohnt nicht.

Zum Wintercamping benötigt man, neben entsprechenden Reifen, auch weiteres Zubehör. Dies sollte man unbedingt bedenken. Sowas geht natürlich auch heftig ins Geld. An die Zuladung für irgendein Teppich für den Wohnraum, der Außenisolierung für das Fahrerhaus oder auch eventuelle Schneeketten sollte man denken. Hat man entsprechenden Platz zum Trocknen der dicken Kleidung, die im Schnee nass geworden ist?

Macht euch am Besten zunächst klar, ob ihr überhaupt im Winter campen wollt:

Darüber hinaus kann man sowohl ein normale Kennzeichen, als auch ein Saisonkennzeichen immer wieder ändern. Es ist demnach keine Entscheidung, die endgültig ist. Hat man ein Saisonkennzeichen und plötzlich die Eingebung, dass Wintercamping doch super toll sein kann, dann auf zum Straßenverkehrsamt. Lass es ändern.

Endgültiges Fazit:

Saisonkennzeichen und normale Kennzeichen sind eigentlich genauso wie wir Camper:

 Flexibel, individuell und anpassungsfähig!

Jeder muss für sich herausfinden, was für ihn am besten geeignet ist. Man muss das Kennzeichen, wie alles andere, an seine eigenen Bedürfnisse anpassen.

Wie steht ihr zu dem Thema „Saisonkennzeichen“? Habt ihr ein Saisonkennzeichen oder ist euer Fahrzeug 365 Tage im Jahr angemeldet? Ich würde mich über euren Kommentar dazu freuen!

 

Bis bald…..

 

Eure_Bianca 2

 

 

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