Mit dem Wohnmobil durchs Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet ist mehr als Kohle und Stahl. Das Ruhrgebiet verfügt über eine Geschichte, die einen Wandel zeigt, den man selten erlebt hat.

Ich selber bin ein Ruhrgebietskind. Sogar noch in Wanne-Eickel geboren. Aufgrund der Gemeindereformation gehört Wanne-Eickel seit 1975 zu Herne.

Das Ruhrgebiet ist auch bekannt unter „Pott“, „Kohlenpott“, „Ruhrpott“ oder auch „Revier“.

Ich bin also ein waschechtes „Pott-Kind“, manche sagen auch „Pott-Blag“ dazu. Denn der Ruhrpott hat seinen eigenen Dialekt – Ruhrpottdeutsch… Doch dazu später mal mehr.

Kohle und Stahl gehört zum Ruhrgebiet wie „Wat“ und „Dat“. Durch die vielen, vielen Kohlevorkommen rund um die Ruhr, wurde das Ruhrgebiet geprägt von qualmenden Schornsteinen, Fördertürmen der Zechen und das Rattern der Züge, die mit Stahlrollen beladen waren. So habe ich zumindest das Ruhrgebiet kennengelernt.

Wir haben die Bürgersteige mit Kohle bemalt. Irgendwo fand man immer „Eierkohlen“ , „Koks“ oder auch ein Stück „Brikett“.

Und im Winter durften natürlich die Augen beim Schneemann nicht fehlen – die selbstverständlich aus Eierkohlen bestanden.

Die Schornsteine rauchten. Alles war voller Ruß. Das Ruhrgebiet war ständig in einem grauen Dunst gehüllt. Und der Schornsteinfeger hatte allerhand zu tun.

Eintöpfe wurden auf dem Kohleofen zubereitet. Kohle hatte eine tolle und längenhaltende Wärme. Das Familienleben spielte sich im Zimmer ab, wo der Kohleofen stand. Aber es war auch nervig, in den dunklen Keller zu gehen und neue Kohle zu holen. 

Die „schwarzen Männer“ begleiteten uns Kinder im Ruhrgebiet immer irgendwo. Entweder waren es die „Kumpels“, die auf der Zeche die Kohle abbauten oder auch die „Kohlenmänner“, die die Kohle nach Hause lieferten. 

Ich hatte ständig mit Kohle zu tun. Mein Vater und sein Onkel hatte eine eigenen Kohlenhandel. Mein Vater war täglich über und über mit Kohlenstaub beschmutzt. Es war ungewohnt, wenn er Sonntags blitzblank auf der Couch saß. Seine Augen hat er oft gar nicht richtig sauber bekommen, sodass es immer aussah, als hätte er Kajal verwendet. Und jetzt kannst du mal raten, wer Nikolaus immer „Knecht Ruprecht“ gespielt hat…

Wenn er abends, nach den vielen Kohlelieferungen, nach hause kam, hat er sich erstmal im Korridor auf dem Boden gelegt, seinen Rücken dabei entspannt und versucht etwas Kraft zu tanken.

Kohle war ein Knochenjob. Aber es war auch das schwarze Gold. 

Ja, so sind meine Kindheitserinnerungen an das Ruhrgebiet – mit viel, viel Kohle und Russ. 

Doch das Zechensterben hat damals schon längst begonnen. Ich erinnere mich an die Streiks der Bergleute, aber auch an Bergbauunfälle. 

2018 wurde auch die letzte Zeche im Ruhrgebiet geschlossen. Die heutigen Fördertürme erzählen jetzt die Geschichte der Kohle. Und das Ruhrgebiet hatte sich schon längs der zeit angepasst und gewandelt. 

Heute sieht man im Ruhrgebiet kaum noch einen Schornstein durch Kohle rauchen. Das Ruhrgebiet hat sein Aussehen verändert. Es hat seinen rußigen Umhang abgelegt. Und da wo damals Kohle gefördert wurde, da erinnern heute Tafeln an das damalige Geschehen.

Ich möchte euch demnächst auf eine Reise durch das Ruhrgebiet mitnehmen. Es wird bestimmt eine lange Reise, die immer wieder Anschluss nimmt und zwischendurch auch mal Pause macht. 

Erwartet allerdings nicht ausschließlich Infos über die Sehenswürdigkeiten des Ruhrgebiets. Ich möchte euch zeigen, was man neben den ganzen bekannten Sehenswürdigkeiten alles sehen sollte. Erwartet eher das Unscheinbare. So werden ich euch Infos über den Bergbauwanderweg oder auch der Jahunderhalle in Bochum geben. In vielen Ruhrgebietsstädten finden Weihnachtsmärkte statt. Und jeder Weihnachtsmarkt hat seinen Flair, seine ganz besondere Attraktion.

Volksfeste und Festivals finden ständig statt. 

Das Ruhrgebiet ist voller Kultur. Und auch Kinder kommen, obwohl es keine Kohle mehr zum bemalen der Bürgersteige gibt, nicht zu kurz. 

Von Kohle und Stahl zum Nacherholungsgebiet. Das schafft nur das Ruhrgebiet.

Doch auch das Ruhrgebiet hat seine Kehrseiten. Hektik, Lärm und Schnelllebigkeit sind nur einige davon. 

Und ganz ehrlich: Obwohl ich mitten im Ruhrgebiet meine Wurzeln habe, würde ich lieber heute, als morgen meine Zelte hier abbrechen. Doch der Plan steht ja auch, schließlich wollen wir ins Wohnmobil ziehen.

Bilder, die der Vergangenheit angehören im Ruhrgebiet
Rauchende Schornsteine gehören der Vergangenheit an

Ich will aus dem ganzen Cocktail von Höher-Schneller-Weiter raus. Und das Ruhrgebiet ist da ein Paradebeispiel für. 

So viele Großstädte reihen sich in dem Ballungsgebiet aneinander. Das Ruhrgebiet wird, neben den vielen Bundes – und Schnellstraßen, aus einem rasanten Autobahnnetz von A1, A2, A3, A40, A42, A43, A44, A45, A46, A52, A57 und A59 vernetzt.

Mittlerweile werden viel Autobahnen 3-spurig ausgebaut. Das hat, neben den üblichen Staus, natürlich weitere Staus zur Folge.

Die Hektik im Ruhrgebiet merken wir vor allem im Straßenverkehr, wenn wir aus dem Norden nach Hause fahren. Sobald man das Ruhrgebiet erreicht hat, ist man mitten drin im Verkehrschaos. Das ist so zu vergleichen, als würde ein „Safty-Car“ die Autobahn verlassen und die „Rennwagen“ dürfen Gas geben. 

Ruhrgebiet im Stau
Täglicher Stau auf den Autobahnen im Ruhrgebiet

Aber nichts desto trotz ist das Ruhrgebiet so vielfältig, dass ich es vorstellen möchte Abgesehen davon freue ich mich auch ganz persönlich auf dieses Vorhaben. Ich bin gespannt auf die „Route der Industriekultur“, die „ExtraSchicht“ und der „Ruhrtriennale“. Ich bin bisher immer aus dem Ruhrgebiet „geflüchtet“. Doch es ist spannend hier. Und es gibt so viel tollen Ecken, die will ich zeigen. Nicht aus Sicht eines Städteführers, sondern aus Sicht eine „Pott-Kindes“.