Zusammenleben auf 18qm?

Mittlerweile spricht es sich hier und da in unserem Bekannten und Freundeskreis herum, dass wir im Wohnmobil leben wollen. Oh Mann! Da spalten sich Welten…

Viele Fragen kamen bei unseren Freunden und Bekannten auf. Fragen, die wir natürlich gerne ausgiebig beantworten. Doch es waren nicht nur Fragen, sondern auch Verärgerung, Verwunderung und sogar arges Kopfschütteln über unser Vorhaben. Einmal mussten wir uns sogar anhören, ob wir „bekloppt sind“ und „unter Realitätsverlust“ leiden.

Von Realitätsverlust kann überhaupt keine Rede bei uns sein. Denn gerade die Realität, in der wir leben, hat uns erst auf diesen Gedanken gebracht – natürlich mit unserem Interesse zum Wohnmobil. Beim bekloppt sein, würde ich ihm sogar Recht geben 😉 , was aber nicht an der Tatsache liegt, dass wir ins Wohnmobil ziehen wollen 😀 .

Es ist wirklich unterschiedlich, wie andere damit umgehen. Klar, die meisten reden gar nicht darüber. Warum auch? Es dauert schließlich noch einige Zeit – 173 Wochen um genau zu sagen 😉 . Einige sind begeistert und bewundern uns für unseren „Mut“. Von unserer Seite her, gehört dazu kein Mut, sondern die Überzeugung, dass es das Richtige für uns ist. Es gehört ein wenig Entschlossenheit dazu, natürlich. Man muss sich schon im Klaren sein, was dieser Schritt bedeutet. Man verändert sich nicht nur materiell, sondern man muss sich komplett umstellen. Der Wasserhahn kann nicht mehr bis in die Unendlichkeit laufen gelassen werden. Strom ist ein wichtiger Luxus, der ebenfalls nicht verschwendet werden kann und darf. Und dann sind da natürlich nur 18qm! „Wie wollt ihr da klarkommen?“ Ganz einfach: „Prima!“

Natürlich verläuft die Organisation ganz anders, als in unserer 110qm großen Erdgeschosswohnung. Die Erfahrung haben wir schon machen dürfen. Es geht doch schon los, wenn man nur die Jacke auszieht. An der Garderobe in unserer Wohnung fällt es gar nicht auf, wenn da zwei bis vier Jacken hängen. Aber sobald nur zwei Jacken am Kleiderhaken im Wohnmobil hängen, meinst du, da wäre eine Fußballmannschaft zu Besuch. Schuhe im Wohnmobil im Weg stehen lassen, gleicht einem Findling, der irgendwo im Garten abgelegt wurde. Alles muss zeitnah weggeräumt werden, sonst ist das Chaos vorprogrammiert. In den Schränken im Wohnmobil hat logischerweise alles seinen zugeordneten Platz. Anders geht es nicht. Jedes Jahr, wenn wir unser Wohnmobil winterfest machen, dann räumen ich auch die Schränke wieder auf. Hammer, was sich da trotzdem alles so angesammelt hat. Sachen, die im Wohnmobil nicht zu suchen haben. Aber das wird sich wohl nie ändern 😀 . Ich bin schon froh über unser kleines Logistikzentrum in der Heckgarage. Das hilft ungemein!

Auf einem so engem Raum, muss man sich verstehen. Da kann man sich nicht mal eben ins andere Zimmer verkriechen, wenn der andere mal rumzickt. Sich gemeinsam im Badezimmer fertig machen? Geht gar nicht 😀 .

Somit sind Umstrukturierungen und Verständnis sehr wichtig.

Doch auf so wenig Quadratmeter, wird man auch ein Team. Ein Team, was sich ergänzt. Ein Team, was zusammenhält. Ein Team, was weiß, was der andere will, bevor er es ausspricht. Mhhh….wenn ich so darüber nachdenke, dann sind wir so ein Team bereits 😀 .

Aber mal ehrlich. Das das alles nicht immer rosarot sein wird, ist genauso vorprogrammiert, wie der Schnee im Winter. Unser Leben wird genauso weitergehen. Wir werden lachen, schimpfen, schmollen.

Heckbett RIMOR Super Brig

Manchmal denke ich, dass andere meinen, wir ziehen ins Paradies. Hallo??? Wir ziehen nur ins Wohnmobil. Das Paradies kann noch warten 😉 .

Für Außenstehende ist die Vorstellung, in einem Wohnmobil zu leben, genauso unrealistisch, wie der Gewinn im Lotto. Das liegt aber auch daran, weil sie entweder mit Wohnmobile, also mit Camping, nix an der Mütze haben oder sich damit noch nie auseinander gesetzt haben.

Letztens sagte mir jemand, dass ich mir eine 1-Zimmer-Wohnung nehmen soll, wenn ich „minimalistisch“ leben will. Na ja, so unrecht hat er da nicht 😀 . Minimalistisch wäre das auf jeden Fall. Aber es geht doch nicht grundsätzlich um das Minimalistische. Dreh- und Angelpunkt ist, dass wir aus diesem Hamsterrad raus wollen. Wir wollen nicht mehr dieses „schneller-höher-weiter“. Wir müssen nicht „besser“ sein, als der andere – und wollen es auch nicht! Letztens hat mir eine Freundin auf einem Geburtstag erzählt, dass sie auf Mallorca Urlaub gemacht haben. Sofort schaltete sich ein andere Gast ein und meinte, dass er mit seiner Frau auf Mauritius war. Ich bin dann auf das Thema Mallorca total eingestiegen. Schon aus Trotz dem Mauritius-Urlauber gegenüber. Dann meinte dieser Knallkopp doch tatsächlich und vor allem ziemlich arrogant, dass Mallorca doch in einem Wochenende zu schaffen ist und wollte mir unbedingt seine Urlaubsgeschichte erzählen. In meiner netten und dezenten Art ( 😉 ) meinte ich zu ihm: „Ach weißt du, nach Mauritius hab ich ein Problem unser Wohnmobil mitzunehmen. Nach Mallorca wäre das schon eher möglich.“. Dieser sprachlose Blick – unbezahlbar. Thema durch! Und genau das meine ich. Reicht es nicht aus „nur“ nach Mallorca zu fliegen? Muss man heutzutage einen Urlaub, der keine 10.000 km entfernt ist, so schlecht reden? Ich fand das fürchterlich. Irgendwann werde ich auch einmal Mallorca besuchen, vielleicht auch Mauritius 😉 .

Diese Freiheit überall aufzuwachen, wo es uns gefällt. Diese Freiheit, nicht immer den gleichen Tagesablauf zu erleben. Tagaus, tagein. Ich möchte nicht arbeiten, um mein sauer verdientes Geld für Strom, Miete oder Heizkosten zu zahlen. Ich möchte arbeiten, um mir ein angenehmes Leben zu machen – soweit es eben geht 😉 . Ich/wir möchten so leben, wie wir uns das für uns vorstellen.

Den Hinweis, dass ich mich in psychologischer Behandlung begeben soll, fand ich auch sehr…wie soll ich es sagen, ohne dass es herablassend klingt?…bescheuert! Mittlerweile diskutiere ich darüber dann auch nicht mehr.

„Wo wollte ihr eure Wäsche waschen? Im Wachbecken?“ „Waschsalon„…“Und wenn ihr mal krank seid?“ „Stell dir vor, auch in anderen Städten und Länder gibt es Ärzte„…“Dann seht ihr eure Familie ja gar nicht mehr“ „Dank Skype und Facetime kann man sich überall auf der Welt sehen und besuchen kann man uns auch.

Ihr seht…Fragen über Fragen.

Mittlerweile habe ich dann auch ein paar Gegenfragen parat, wenn ich merke, dass es zu einer Diskussion ausarten, für die es überhaupt keinen Grund gibt:

Bei einer meiner letzten Unterhaltungen über unsere Pläne, kam die Freundin meines Gesprächspartners hinzu und erwähnte, dass die beiden bald heiraten wollen. Darüber hab ich mich total gefreut! Wenn sie genug gespart haben, wollen sie in ein eigenes Haus ziehen. Das soll auch in etwas 4 Jahren soweit sein. „Super! Da haben wir die gleichen Pläne“, schoss es aus meinen etwas vorlauten Mund 😀 . „Wie? Ihr wollt auch ein Haus kaufen?“ „Nö, wir wollen dann einziehen.“ „Wo steht euer Haus?“ „Mal hier, mal da„. Da der anschließenden Blick mehr nach „will-die-mich-auf-den-Arm-nehmen“ aussah, hab ich die  Sache schnell aufgeklärt. Überraschender Weise strömten plötzlich viele interessierte Fragen aus ihr heraus. Wir haben uns lange darüber unterhalten. Und nun…nun mieten die beiden sich nächstes Jahr im Urlaub ein Wohnmobil 😀 .

Und dann gibt es noch ganz spezielle Exemplare, die Ohren wie Dumbo bekommen, wenn sie irgendwo etwas von unseren Plänen mitbekommen 😀 .  Leider sind das solche Leute, die beim weitererzählen vieles verdrehen 🙁 . Da kommt die ganze Phantasie zum Einsatz und es werden Sachen erzählt, an denen wir selber noch nicht einmal dran gedacht haben. Aber die Idee, das ich selbstgemachte Limonade und frisch gebackenes Brot am Straßenrand verkaufen werde, um finanziell über die Runden zu kommen, fand ich schon sehr einfallsreich und irgendwie witzig. Dabei habe ich dafür ganz andere Pläne, die ich in wenigen Tagen veröffentlichen werde. Mal sehen, was dann erzählt wird 😉 . 

Zum Glück gibt es auch wunderbare Menschen, die diese Freude mit uns teilen. Sonst würde ich wohl an unsere Menschheit zweifeln. Sie geben uns sogar Tipps, an was wir unbedingt denken sollen, wenn wir ins Wohnmobil ziehen. Und das, obwohl sie überhaupt keine Ambitionen haben, wie wir, ins Wohnmobil zu ziehen 😀 . Sicherheit ist da das größte Thema. Wir sollen uns rechtzeitig um Schutz gegen Einbrecher kümmern. Dafür wollte ein guter Freund uns sogar seinen Hund überlassen. Nur…das dieses Tier mal locker 70 kg wiegt und demnach ein ganz schöner Brocken ist. Wir haben dankend abgelehnt 😀 . Aber es war lieb gemeint! Und besuchen wollen sie uns. Prima, wir freuen uns…

Wie ihr seht, es gibt solche und solche – wie bei allem im Leben. Jedoch wird uns niemand von unserem Vorhaben abhalten können. Wir wissen, auf was wir uns einlassen. Auch darauf, dass es nicht immer heiterer Sonnenschein ist. Aber wie schon meine Oma immer sagte:

Ein klärendes Gewitter reinigt die Luft!

Aber jetzt mal ernsthaft? Ist so ein Thema diskussionsfähig? Nö! Interessant würde ich eher sagen.

Hält du uns auch für bekloppt?

In diesem Sinne wünsche ich euch, dass die helle, gelbe Scheibe am Himmel, für euch immer strahlt!

Liebe Grüße

 

 

 

 

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