Camper-Oldies

Camper-Oldies – Camper, die noch im hohen Alter unterwegs sind und Oldie-Camper. Wir haben Karl-Heinz und seine Annemarie auf dem „Oldie-Stand“, in Halle 18 auf dem Caravan-Salon 2018, kennengelernt.

Ganz ehrlich: Dieser Beitrag ist für mich eine absolute Herzensangelegenheit und ich wollte ihn schon ganz lange schreiben, aber die vielen Hausmessebesuchen mit unseren Omnia-Kochpräsentationen und dann noch das neue Wohnmobil haben mir einfach die Zeit für meine „Camper-Oldies“ genommen.

Karl-Heinz und Annemarie haben mich nämlich sehr beeindruckt!

Omnia-Live-Kochshow mit 4 Reifen 1 Klo
Hausmesse mit Kochshow

Eigentlich war es eher ein Zufall, dass wir in dieser Halle waren. Oder besser gesagt, hätte die Pressekonferenz vom Caravan-Salon nicht in Halle 18 stattgefunden, wäre ich womöglich nie in den Genuss von den Camper-Oldies gekommen. Na ja, die Starterwelt, also Halle 18, ist auf dem Caravan-Salon eher ein „Stiefkind“. Schade eigentlich, denn gerade diese Halle ist wirklich sehenswert. Ich bin ehrlich. Diese Halle hab ich eigentlich nie beachtet. Doch jetzt, nachdem ich eines anderen belehrt wurde, kann ich jedem den Besuch der Starterwelt nur empfehlen. Erstens finden dort u.a. interessante Vorträge statt (meine Bloggerkollegin Isa von IsasWomo hat dort tolle Vorträge gehalten), man erfährt viele CamperBasics, die bestimmt auch „Alte Hasen“ interessant finden und… die Camper-Oldies sind dort.

Nachdem die Pressekonferenz vom Caravan-Salon beendet war, wollten wir uns noch die Oldie-Ausstellung anschauen. Diese Ausstellung wird vom Camping-Oldie-Club ausgerichtet.

Ich muss dabei sagen, dass mich alte Sachen schon immer begeistert haben. Und von daher war es auch nicht verwunderlich, dass ich mir die Camper-Oldies anschauen wollte.

Meine Ferien, in der Kindheit, habe ich oft auf dem Campingplatz bei meinen Großeltern verbracht. Da gab es noch keine Toilette oder gar Dusche im Wohnwagen. Und beim betrachten der alten, sehr gut erhaltenden Camper-Oldies, kamen bei mir schon Kindheitserinnerungen auf.

Alle Camper-Oldies, die dort ausgestellt sind, darf man nicht betreten. Zum Glück! Wenn ich mir vorstelle, dass man in diesen tollen Fahrzeugen noch rumlatschen darf, womöglich noch jede Tür und jede Klappe öffnet, dann wäre die Ausstellung nicht von langer Dauer. 

Aber man kann in jeden Fahrzeug durch die 2-geteilte Tür schauen. Bei Camper-Oldies, die über keine 2-geteilte Tür verfügten, wurde eine kleine Kette in die Tür gehängt, die das Betreten untersagt. 

Wohnwagen von 1967
Geteilte Tür beim Dethleffs (1964)
Camper von 1973
Absperrung mit Kette beim Ferdinand Schäfer (1973)

Aber ganz ehrlich, die Camper-Oldies wurden damlas noch so klein gebaut, da reichte der Blick durch die Tür völlig aus.

Camper-Oldies
Dethleffs Isny Allgäu (1967) mit 2 Türen
Wohnbereich mit Dachluke
Essbereich/Dinette
Küche

Viel Liebe zum Detail in der Camper-Oldie-Ausstellung

Ich musste schon ziemlich oft grinsen, als ich in die Camper-Oldies geschaut habe.

So viel Liebe zum Detail! Nicht nur die Weingläser, die irgendwie doch jeder in den 70er hatte, stehen da rum. Sondern auch passende Landkarten aus der Zeit.

Und beachtet die Zeitschrift mit der „Mode aus 68“. Die Zeitschrift sieht doch aus, als wäre sie eine Woche alt und nicht  50 Jahre. Natürlich die obligatorische Schachtel Zigaretten nicht zu vergessen.

Der ausgestellt Schwarz-Weiß-Fernseher zählte damals bestimmt schon zum Luxus.

Und dann dieser Gaskocher. Alter Schwede…und ich erzähl euch einen von Stopgas.

Was natürlich bei den Camper-Oldies ins Auge sprang, waren die absolut hippen Farben aus der Zeit. 

Ich bin gespannt, wann die ersten Wohnmobil-Oldtimer kommen…

Gaskocher von 1971 (Hersteller: Mehler)

Nun ja, und als ich dann so durch die Halle „träumte“ und alles im Bild festhielt, rief Frank total begeistert, dass ich mal kommen soll. „Guck mal, der ist mein Baujahr!“, rief er grinsend. Dabei meinte er einen Wohnwagen aus dem Jahr 1972.

Ich dachte nur: Hey, hier sind Camper-Oldies, die viel älter sind. Und er kommt mir mit 1972…

Seine Begeisterung konnte ich erst teilen, als im um die Ecke guckte und die Eigentümer sah! Karl-Heinz und seine Annemarie. 84 und 86 Jahre alt und Erstbesitzer dieses Camper-Oldies!

Das war ein Bild, was einfach passte! So ein Camper-Oldie mit seinen Camper-Oldies. Genial!

Die beiden haben uns sofort ins Jahr 1962 entführt. Das Jahr, indem sie mit dem Camping anfingen. Zu diesem Zeitpunkt waren sie noch mit einem Zelt unterwegs. Und was soll ich sagen, sogar das Originalzelt, aus 1962, haben sie aufgestellt. Mitsamt Zubehör – natürlich aus den 60er Jahren. Karl-Heinz zeigt uns parallel die originalen Bilder – natürlich auf seinem Smartphone. Ist ja selbstverständlich mit 86 Jahren! Die beiden haben mich mehr und mehr fasziniert und in ihrem Camper-Bann gezogen.

Sie erzählen, wie sie -standesgemäß- im VW-Käfer zum Gardasee fuhren und, wie es sich für die damaligen Verhältnisse auch gehörte, mit 2 Kindern und vollem Dach. Heute unvorstellbar!

Unvorstellbar für die heutige Zeit war auch die Zeltgröße. Das Teil war etwa 4 x 2 m groß. War unterteilt in 2 Kammern. Eine zum Schlafen und eine für den Aufenthalt bzw. wurde zum Schlafen umgebaut. Wohlgemerkt, dass sie mit 4 Personen unterwegs waren. Heute unvorstellbar!

Sie haben das Zelt, was selbstverständlich nicht wasserfest war, mit sehr viel Liebe zum Detail und mit passendem Zubehör aus den 60er Jahren, für die Ausstellung, ausgestattet.

Campingzelt 1962
Campingküche 1962
Die Campingküche von 1962 was ausreichend
Kochen beim Camping 1962
Nützliches wurde an am Zeltgestänge gehangen
Schlafliege aus 1962
Schlafkabine von 1962: Campingliege und Tisch
Campinglampe 1962
Das notwendigste war untergebracht

Ich kann mir gut vorstellen, dass beim Aufbau oft der Satz „Weißt du noch…“ gefallen ist. 

Wir haben uns lange mit Annemarie und Karl-Heinz unterhalten. Es war wirklich faszinierend, was die beiden erlebt haben. Sie nehmen schon seit vielen Jahren an der Oldie-Ausstellung teil. Und ich war bisher noch nie dort…

Ich habe sie dann auch gefragt, was sie für Reparaturen bisher hatten und wie das mit der Feuchtigkeit aussieht.

Camper-Oldies

„Ach Feuchtigkeit. Man muss nur richtig lüften“, winkte Annemarie gleich ab. Mit Feuchtigkeit hatten sie nie Probleme und lediglich die alte Truma-Heizung musste einmal ausgewechselt werden. Das war 2001! Unvorstellbar. Die Heizung musste nach 29 Jahren das erste Mal ausgetauscht werden. 

Karl-Heinz erzählte uns, dass sie sich damals entscheiden müssten, zwischen dem Kauf des anliegenden Grundstücks oder den Kauf des Wohnwagens.

Sie haben sich für den Wohnwagen entschieden! Und bereuen es keine Sekunde.

Man muss sich mal vorstellen, dass der Preis für einen Wohnwagen damals genauso viel kostete wie ein Grundstück. Unfassbar.

Dethleff Wohnwagen aus 1972
Dethleffs Globetrotter aus 1972

Karl-Heinz hat dann den Dethleffs Globetrotter 570 für 12.500 DM (Deutsche Mark) gekauft.

Annemarie erzählte, dass sie so viele wunderbare Weihnachten darin gefeiert haben. Man merkte ihre Begeisterung. Sie war eine Camperin aus Leidenschaft. Genauso wie ihr Mann. Sie hat, auf Wunsch ihrer Tochter, für ein Weihnachtsfest extra sogar einen Vorhang genäht, der dann die Sicht zum Bett, was eine umgebaute Sitzecke ist, verdecken wurde. Ihre Tochter fand den Anblick zum Bett, während der Weihnachtszeit, nicht schön. Und der Vorhang hängt heute noch…

Der Sohn von Annemarie und Karl-Heinz ist mittlerweile 60 Jahre und ist noch immer mit dem Motorrad unterwegs. Für Annemarie „spinnt der“, was sie aber sehr liebevoll, mit einem bezaubernden Lächeln sagte. „Wie man in diesem Alter noch mit dem Motorrad unterwegs sein kann“, fragte sie kopfschüttelnd. Sie brachten uns zum Lachen! Außerdem wollte ihr Sohn sie immer zu einem Wohnmobil überreden. Was sie gar nicht gut findet. Ich habe ihr davon abgeraten. Warum sollte man sich etwas neues und derart ungewöhnliches anschaffen, wenn man mit dem Wohnwagen so toll klar kommt und ihn liebt. Die beiden sind tatsächlich noch unterwegs – mit ihrem Wohnwagen und einen passendem (ich glaube) 30 Jahre alten Mercedes. Und das mit 84 und 86 Jahren!

Beiden sind auch Mitglieder im Camping-Oldie-Club. Es geht ihnen gesundheitlich sehr gut und sie sind beiden noch soooo unglaublich fit. Beim Thema „Fit sein“ winkte Annemarie wieder mit einem verschmilztem Lächeln ab. Echt süß! Na ja, Camping hält halt fit! Die beiden sind dafür der beste Beweis!

Wir sind, kurz vor Ende der Messe, noch einmal zu ihnen gegangen und wollten uns bis zum nächsten Jahr verabschieden. Zudem waren wir mit unserem Schlüpfküken Joanna und ihrem Freund Dennis an dem Tag gemeinsam auf der Messe und wir wollten, nein wir mussten, mit ihnen einfach unsere Camper-Oldies besuchen! Leider war Annemarie nicht anwesend. Aber Karl-Heinz hat sich gefreut und strahlend erzählt, dass gerade sein 5-monatiges Ur-Enkelkind da war.

Zum Abschluss bot er uns an, ob wir den Camper-Oldie von Innen sehen möchten. Das war ein so tolles Angebot. Diese „Ehre“ hat mich riesig gerührt. 

Dieser Geruch…dieses Design…diese Aufteilung. Plötzlich war ich wieder 7 Jahre und stand bei meinen Großeltern im Wohnwagen. 

Karl-Heinz erzählte, dass alles noch Original ist, sogar die Polster, der Herd und der Kühlschrank. Gekocht wurde immer im Wohnwagen. Gerüche war nie ein Thema. Zum Kochen muss man immer einen Hitzeschutz aufstellen, weil die Herdabdeckung aus Holz ist. 

Küche im Dethleffs Wohnwagen von 1972
Eine Wohnwagenküche aus 1972
Diese Essecke kann bestimmt viel erzählen!
Schlafen im Globetrotter von 1972
Alles noch Original 1972
Camper-Oldies auf dem Caravan Salon 2018
Annemarie (84) und Karl-Heinz (86)
Camper-Oldies
"Camper-Oldies", die sympathischer nicht sein können!

Die beiden, mit ihrer sympatischen Art, ihren Eindrücke und Geschichten, haben mich sehr beeindruckt. 

Ich danke Annemarie und Karl-Heinz für diese, für mich, sehr bewegenden Momente, die ich gerade erneut durchleben darf.

Ich verliess die Halle 18 mit feuchten Augen und einem Kloss im Hals, aber ein Lächeln auf den Lippen.

Bis nächstes Jahr….H O F F E N T L I C H!